Liebe Tagebuchleser
Mittlerweile leben wir schon seit ein paar Wochen in der Pflegestelle und haben schon so einiges erlebt. Aber am besten ich erzähle alles von Anfang an 🙂.
Ich hatte mich in der Transportbox zusammengerollt und fragte mich was wohl draussen passiert, denn ich konnte gar nichts sehen. Irgendwann wurde ich abgestellt und die Pflegemama öffnete die Box, zum Glück ging sie dann gleich wieder. Denn so traute ich mich bald raus und fand auch sofort mein neues Lieblingsversteck, im eingebauten Kleiderschrank, zwischen den Pullovern war es sehr bequem und man konnte mich kaum sehen 😉.
In der ersten Nacht traute ich mich noch nicht aus meinem Versteck, ich konnte ja nicht wissen, welche Gefahren draussen lauern könnten. Am nächsten Tag sah ich wie noch eine Transportbox ins Zimmer gestellt wurde, darin war Lynn. Sie hüpfte sofort aus der Box, denn sie mag es überhaupt nicht eingesperrt zu sein. Ich hatte sie schon ein paarmal gesehen auf dem Hof, wo wir beide herkommen. Aber dort gab es so viele Katzen, deshalb kannte ich Lynn gar nicht richtig 😮. Ich wusste nicht so recht ob ihr trauen sollte, deshalb ging ich erstmal auf Abstand. Irgendwann trauten wir uns in der Nacht unser Zuhause zu erkunden, besonders auf dem Fenstersims gefiel es uns. Nicht nur wegen der schönen Aussicht, auch wegen der Deckung der Vorhänge. Lynn ist etwas abenteuerlustiger als ich, sie hatte zwar auch grosse Angst vor der Pflegemama, aber sie will lieber alles Gefährliche im Blick haben. Deswegen verbrachte sie oft den ganze Tag zuoberst auf dem Dachbalken und schaute aus sicherer Höhe der Pflegemama beim Arbeiten zu. Eines Tages steckten uns die Pflegeeltern dann einfach in einen Käfig, das gefiel uns gar nicht ☹️. Lynn versuchte gleich auf allen Seiten nach einem Ausgang, leider ohne Erfolg.
Dann am nächsten Tag, als ob das nicht schon genug war, wurden wir beide wieder in Transportboxen gepackt und irgendwo hingefahren. Ich hörte die Pflegemama sagen, wir gehen zum Tierarzt. Ich wusste nicht wer oder was das sein sollte. In der Box fürchtete ich mich die ganze Zeit, vielleicht ist ein Tierarzt ein ganz schlimmes Monster oder wir werden schon wieder in ein neues Zuhause verfrachtet. Es stellte sich heraus, dass ein Tierarzt kein Monster ist, sondern eine Frau im weissen Mantel 😉.
Zuerst nahm sie Lynn aus ihrer Box, eine jüngere Frau ohne Mantel hielt sie fest während sie Ärztin sie untersuchte. Das war Lynn nicht so ganz geheuer und sie versuchte sich loszureissen, was ihr schliesslich gelang. Nur hatte sie sich nicht so gut überlegt, was sie nun machen sollte und rannte kreuz und quer durchs Zimmer, schliesslich setze sie sich der Pflegemama auf die Schulter, denn es gab keine Fluchtmöglichkeit und so schien das die kleinste aller Gefahren in diesem Raum zu sein. Von da konnten sie sie dann wieder auf den Tisch verfrachten und die Untersuchung beenden 😊. Danach war ich an der Reihe, ich war ganz starr vor Angst und versuchte gar nicht erst zu flüchten. Bald war der Spuk auch wieder vorbei und wir durften zurück in unseren Käfig.
Seither war es nicht mehr so schlimm eingesperrt zu sein, immerhin waren wir dort in Sicherheit. Ich freundete mich sehr schnell mit Lynn an, denn ihren Mut finde ich sehr beeindruckend 😎. Wir verbrachten unsere Tage damit zu kuscheln und uns gegenseitig zu putzen. Abends wedelten die Zweibeiner immer wieder mit einer Angel herum, ich verstand erst nicht so recht, was sie von mir wollen und versteckte mich. Lynn begriff zuerst, dass es eigentlich ziemlich lustig ist das Ding zu jagen, also probierte ich es auch aus. Und tatsächlich war das super, immer wieder stiess die Pflegemama mit der Angel die Kugelbahn an, so dass wir beide etwas zum Spielen hatten.
Mittlerweile muss sie das nicht mehr machen, denn wir können das auch ganz alleine 👍. Wir gewöhnten uns immer mehr an die Anwesenheit der Zweibeiner. Eigentlich sind sie gar nicht so furchteinflössend und manchmal sogar ganz nützlich, immerhin füttern sie uns und zum Spielen kann man sie auch ganz gut gebrauchen. Zwischendurch geben sie uns etwas besonders Gutes, sie nennen das Leckerlis. Lynn traut sich dafür auch ganz nahe an sie heran und frisst ihnen aus der Hand. Irgendwann beschloss ich das auch zu tun, weil sie sonst immer alles alleine auf isst 😉.
Wir hatten uns schon an den Käfig gewöhnt und spielten jeden Abend durch das Gitter mit den Pflegeltern. Irgendwann öffnete die Pflegemama einfach die Tür, so dass wir raus konnten. Nur wollten wir das gar nicht mehr unbedingt und blieben erst mal wo wir waren. Erst abends beim Spielen, schlüpfte ich heraus um die Angel zu erwischen. Ja ihr habt richtig gehört, ich ging als erstes 😊. Lynn ist nämlich nicht die Einzige, die mutig sein kann, diesmal war sie es, die mir nacheiferte. Darauf bin ich schon etwas stolz, seither dürfen wir überall frei herumspringen und nutzen das auch aus. Wir klettern überall hoch, denn im ganzen Zimmer hat es so tolle Holzbalken zum Herumbalancieren.
Wir haben auch nicht mehr ganz so viel Angst vor den Zweibeinern, doch wenn sie direkt auf uns zulaufen, verziehen wir uns schon. Aber Lynn verzieht sich nicht mehr auf den obersten Balken direkt unter dem Dach und ich schlafe am liebsten auf ihrem riesigen Bett, anstatt darunter wo es dunkel und staubig ist. Ich glaube im Grossen und Ganzen gefällt es mir ganz gut hier, es ist zwar immer noch etwas unheimlich, aber auf dem Hof wusste ich nie, ob es genug Essen gibt und niemand hat mit mir gespielt. Zudem habe ich hier Lynn richtig kennengelernt und wir sind beste Freundinnen geworden, so dass ich mir gar nicht mehr vorstellen kann ohne sie zu leben 😻.
Liebe Grüsse, Eure Caramella
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