Meine kleine Schwester Shirin hat heute ihren grossen Tag. Sie wird in eine Transportbox gepackt und verschwindet für den ganzen Nachmittag. Unsere Pflegemami erzählt uns, dass sie bald wieder kommt, aber sie muss heute ins Tierspital, um ihr kaputtes Bein zu röntgen. Shirin ist sehr zäh und sich schon so vieles gewöhnt, daher hat sie vielleicht auch ihr Gottvertrauen zu den Menschen.

        

        

Am Abend ist sie wieder bei uns, zwar noch ein bisschen dusselig von der Narkose, aber herumrennen tut sie, als wäre nichts gewesen. Zwei Tage später dann der grosse Moment. Die Pflegemami nimmt den Verband am Bein von Shirin weg. Eine sehr langwierige Arbeit, da der Verband sehr dick und fest verbunden ist. Sheba und ich schauen interessant zu und staunen wie ruhig sich Shirin verhält. Sie leckt laufend die Hand von der Pflegemami, die ruhig auf sie einredet und wenn es ab und zu richtig fest zupft, leckt sie einfach intensiver. Sie ist tapfer, meine kleine Schwester, und ich bin richtig stolz auf sie.

        

        

        

Und plötzlich kommt da ein kleines dünnes Beinchen zum Vorschein. Die ersten Schritte scheinen für Shirin ganz komisch zu sein und sie ist nun den ganzen Abend damit beschäftigt, ihr Beinchen zu lecken. Am nächsten Tag ist das Bein geschwollen, aber schon 3 Tage später sieht man kaum mehr, dass sie eine so schreckliche Verletzung hatte. Sie jagt uns hinterher, als hätte sie schon immer 4 gesunde Beine gehabt und sie sieht dabei sehr glücklich aus. Nach einer Woche würde niemand mehr vermuten, dass sie einen Mehrfachbruch an ihrem Bein hatte. Einzig Charlie Chaplin hätte wohl Freude einen gleichgesinnten Freund zu haben. Denn beim genauen Hinsehen ist ihr Fuss leicht nach aussen gedreht.

        

        

Schon mit Verband hatte es Shirin faustdick hinter den Ohren, aber ohne, ist sie nun viel schlimmer. Obwohl sie die Kleinste von uns ist, kann sie recht grob werden beim Spielen. Zudem nervt sie jetzt immer das Pflegemami, wenn sie mal am Computer sitzt und etwas schreiben will. Ständig läuft Shirin ihr über die Tastatur. Dann passieren ihr auch immer wieder kleine Malheure, wie z. B. als sie den Kopf in ein Loch von der Kartonschachtel steckte und ihn nicht mehr herausbekam. Wir haben uns köstlich amüsiert, Pflegemami inklusive, als sie mit der Schachtel am Kopf herumlaufen wollte.

Eure Shy

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